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Vertrauen gewinnen und besser leben mit einer Insulintherapie

Der Schritt zur Insulintherapie kann zu Beginn Fragen aufwerfen. Mit hilfreichen Informationen und Tipps wollen wir dir in diesem Artikel helfen, sorgenfrei zu starten.

Warum eine Insulintherapie sinnvoll ist – und wie sich Herausforderungen meistern lassen

 

Der Start einer Insulintherapie  bedeutet erst einmal eine Umstellung – für sich selbst, den eigenen Körper und das soziale Umfeld. Das ist jedoch kein Grund, sich Sorgen zu machen oder die Behandlung abzulehnen. Die Vorteile einer modernen Insulintherapie überwiegen, denn sie kann die Lebensqualität steigern. Viele Menschen mit Diabetes berichten, dass sie sich gesünder fühlen und sich ihre Symptome, etwa zu hohe Blutzuckerwerte, verbessern. Außerdem gibt es Möglichkeiten, etwa einer Gewichtszunahme entgegenzusteuern, Rat einzuholen und die Behandlung ggf. anzupassen. Nichts ist in Stein gemeißelt und der Weg ganz individuell.

Porträt von Dr. Kaiser

„Unsere Aufgabe ist es, die Therapie an die Bedürfnisse der Patient:innen anzupassen, um die Lebensqualität so positiv wie möglich zu beeinflussen. Durch moderne Möglichkeiten der Insulintherapie lässt sich das besser umsetzen.”

-Dr. med. Marcel Kaiser, Facharzt für Innere Medizin, zertifizierter Diabetologe

Insulin und Gewichtszunahme: Das kannst du tun

 

Viele Menschen haben zu Beginn einer Insulintherapie die Sorge, an Gewicht zuzunehmen.

Denn durch eine Insulintherapie verbessert sich die Stoffwechsellage, der Körper kann den Zucker aus der Nahrung wieder besser verwerten. Das bedeutet zum einen, dass sich der Wasserhaushalt einpendelt, und zum anderen, dass die Zellen mehr Glucose aufnehmen und in Energie umwandeln. Wenn diese Energie nicht genutzt wird, kann das zu einer Gewichtszunahme führen, selbst bei gleicher Kalorienzufuhr – eine indirekte Nebenwirkung von Insulin. Manche Menschen haben auch Sorge vor einer Unterzuckerung oder ein stärkeres Hungergefühl und essen deshalb mehr.

Mit einer ausgewogenen Ernährungsweise und regelmäßiger Bewegung  kannst du diesem Mechanismus entgegenwirken: Durch eine verminderte Kalorienzufuhr gelangt weniger Zucker ins Blut, mit Bewegung wird der Energiebedarf gesteigert. Sport hat sogar einen positiven Effekt auf die Wirkung des Insulins in deinem Körper und macht die Zellen sensibler für Insulin, wodurch sie mehr Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Mit regelmäßiger Bewegung lässt sich der Bedarf an pharmazeutisch hergestelltem Insulin also unter Umständen sogar senken.

Alltag und Umfeld: Es ist nur eine Frage der Gewöhnung

 

Respekt vor Veränderung ist normal, auch bei der Insulintherapie. Sie erfordert ein paar neue Verhaltensweisen, und die Gewöhnung daran braucht etwas Zeit. Doch mit jedem Schritt lernst du deinen Körper besser zu verstehen und neue Gewohnheiten zu etablieren. Außerdem gibt es viele moderne Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern, zum Beispiel ein Glucose-Sensor. Er kontrolliert den Blutzucker automatisch und sendet die Werte an eine App. Wenn du mit jemandem zusammenlebst, kann dich diese Person sogar unterstützen, indem sie die Blutzuckerwerte ebenfalls im Blick behält. 

Auch beim Sport kann das richtige Umfeld sehr motivierend wirken. Vielleicht verabredest du dich mit einer Freundin zum Spaziergang durch den Park. Oder du platzierst Yogamatte, Hanteln oder Fußball leicht sichtbar im Flur, damit du dich beim Vorbeigehen immer an dein Vorhaben erinnerst.

Stecke deine Ziele jedoch nicht zu hoch. Neue Gewohnheiten zu entwickeln ist schon Anstrengung genug. Wenn du dann auch noch unrealistische Erwartungen an dich stellst, wird es schwierig, am Ball zu bleiben. Du kannst dir zum Beispiel ein konkretes Ziel setzen und dieses dann in viele Teilziele und -schritte runterbrechen. So feierst du schneller kleine Erfolge, die dich motivieren, und kannst dein Pensum allmählich steigern. Wenn du mit der Zeit merkst, dass deine Lebensqualität durch Verhaltensänderungen und die Insulintherapie steigt, ist das ein großer Ansporn, weiterzumachen.

Insulintherapie und Verabreichung: Es gibt viele unterschiedliche Wege

 

Und was ist mit der Verabreichung von Insulin? Auch hier haben viele Menschen Sorgen. Doch je nach Therapieform und Insulinpräparat musst du nur ein bis zweimal täglich spritzen. Bei der basalunterstützten Oraltherapie (BOT) findet beispielsweise nur lang wirksames Basalinsulin Anwendung. Darüber hinaus arbeitet die Diabetesforschung  unentwegt an neuen Lösungen, um die Wirkdauer von Insulinpräparaten zu verlängern und die Verabreichung zu erleichtern. 

Beispiel klassische Spritzen: Sie kommen heute nur noch selten zum Einsatz. Die meisten Menschen nutzen Insulinpens, deren Einstich kaum spürbar ist. Die kugelschreibergroßen Pens sind einfach zu handhaben und die Injektion dauert nur ein bis zwei Minuten. Mögliche Hautreaktionen an der Einstichstelle kannst du vermeiden, indem du einem bestimmten Verabreichungsschema folgst und abwechselnd verschiedene Stellen nutzt.

Angst vor Diabetes und Insulin? Du bist nicht allein

 

Ob im Büro, auf einer Veranstaltung oder beim Sportkurs: Manche Menschen fragen sich, wie ihr Umfeld auf die Insulintherapie reagieren könnte. Tatsächlich fallen Insulinpens kaum auf und die Verabreichung ist sehr diskret, selbst, wenn du unterwegs und unter Leuten bist. Außerdem ist Insulin spritzen nichts, wofür du dich schämen musst. Im Gegenteil: Du zeigst Verantwortungsbewusstsein und aktives Handeln. Die allermeisten Menschen werden das respektieren.

Und vielleicht knüpfst du sogar neue Kontakte, die ebenfalls mit Diabetes leben. Durch den Austausch mit anderen kannst du praktische Tipps erhalten oder einfach nur gegenseitiges Verständnis spüren, ohne dich erklären zu müssen. Auch das hilft, den Start der Insulintherapie zu erleichtern.

Selbstverständlich kannst du dir auch professionellen Rat einholen. Schulungsangebote, die Diabetesberatung oder Gesprächskreise bieten dir die Möglichkeit, all deine Fragen zu stellen und neue Herangehensweisen zu erfahren.

 

 

Wie ist das bei dir?

Stehst du vor einer Insulintherapie?

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Nein, ich werde noch anders behandelt.
Ja, das ist der nächste Schritt.

Stehst du vor einer Insulintherapie?

Ein Schritt hin zu mehr Gesundheit: Mit einer Insulintherapie Folgeerkrankungen vorbeugen

 

Die Insulintherapie bei Typ 2 Diabetes ist mehr als nur eine medizinische Maßnahme – sie ist ein Weg besser mit Diabetes zu leben. Denn wenn Ärzte oder Ärztinnen eine Insulintherapie empfehlen, dann mit dem Ziel, den Blutzuckerwert dauerhaft zu senken sowie schwerwiegende Folge- und Begleiterkrankungen zu vermeiden. 

Wenn dir deine Ärztin oder dein Arzt eine Insulintherapie empfiehlt, ist das also kein Grund zur Sorge. Sie hat viele Vorteile, lässt sich individuell gestalten und anpassen – damit sie dir und deinen Bedürfnissen gerecht wird. Mehr Informationen findest du in unserem Ratgeber „Mit Insulin besser leben ­– So meisterst du die Therapie“, den du als PDF herunterladen kannst.

Häufig gestellte Fragen

 

Die Insulintherapie ist sehr individuell, denn es gibt unterschiedliche Insulinarten, Therapieformen und Bedürfnisse. Spezielle Fragen besprichst du daher am besten mit deinem Arzt, deiner Ärztin oder bei der Diabetesberatung. Einfache Antworten auf allgemeine Fragen findest du hier.

Wie wird Insulin verabreicht?

Insulin wird in der Regel ins Unterhautfettgewebe am Bauch, Arm oder Oberschenkel mithilfe eines Insulinpens gespritzt. Du setzt eine neue Nadel auf den Pen, hältst die Spitze des Insulinpens an die Haut, pikst einmal, und nach wenigen Sekunden ist das Insulin verabreicht. Mit etwas Übung wirst du schnell feststellen, dass das meist nur eine Minute dauert und fast überall möglich ist.

Gibt es Insulin auch in Tablettenform?

Leider kann Insulin nicht oral eingenommen werden – das Verdauungssystem würde es zersetzen, bevor das Hormon seine Wirkung entfalten kann. Die Diabetesforschung  arbeitet jedoch schon lange an alternativen Verabreichungsformen sowie Insulinarten, die seltener gespritzt werden müssen.

Ich habe Angst vor der Verabreichung. Was kann ich tun?

Insulinpens haben Spritzen nahezu vollständig abgelöst. Daher ist die Verabreichung heute viel leichter zu handhaben und dank der winzigen Nadel kaum spürbar. Lies auch unsere Tipps, wie du die Angst vor Spritzen überwinden  kannst.

Wie beeinflusst die Insulintherapie meinen Alltag?

Das lässt sich pauschal nicht sagen, da es viele verschiedene Insulintherapien und Insulinarten gibt. Herkömmliches Basalinsulin der 2. Generation benötigst du beispielsweise nur einmal täglich, seine Wirkung hält etwa 24 Stunden. Gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin findest du das Therapieschema, das am besten zu deinem Alltag passt.

Worauf muss ich bei Insulinpens achten?

Das Insulin im Pen ist nach Anbruch bei Raumtemperatur (nicht über 30°C) oder im Kühlschrank (2°C bis 8°C) mehrere Wochen haltbar. Lass den Insulinpen daher nicht an einem Ort liegen, an dem es zu heiß oder zu kalt werden könnte. Der Insulinpen sollte immer ohne aufgeschraubte Nadel gelagert werden. Die feine Nadel schraubst du erst kurz vor Gebrauch auf, damit sie nicht verstopft. Schau dir auch unsere Tipps zur Pflege deines Insulinpens an.

Welche Vorteile bietet Insulin?

Pharmazeutisch hergestelltes Insulin hilft dir, den Blutzucker zu regulieren und das Risiko für Folgeerkrankungen zu minimieren. Durch einen besser eingestellten Blutzucker kann sich deine Stimmung, dein allgemeines Wohlbefinden, deine Konzentration und dein Energielevel verbessern.

Kann die Insulintherapie Nebenwirkungen haben und wie reagiere ich darauf?

Nebenwirkungen von Insulin sind eher selten, können aber zu Beginn oder während deiner Insulintherapie auftreten. Es kann z. B. zu Unterzuckerung, Gewichtszunahme oder Hautreaktionen an der Einstichstelle kommen. Jegliche Nebenwirkungen und körperliche Beschwerden solltest du umgehend ärztlich abklären lassen. Dein Arzt bzw. deine Ärztin entscheidet nach der Untersuchung individuell, ob eine Anpassung deiner Therapie notwendig ist.

Führt die Insulintherapie zu einer Gewichtszunahme?

Nicht unbedingt. Anfangs kannst du an Gewicht zunehmen, auch wenn du die gleiche Menge wie vorher isst. Das kann an der verbesserten Stoffwechsellage liegen. Manche Menschen essen auch mehr, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Mit einer bewussten Ernährung, mehr Bewegung und einer regelmäßigen Blutzuckerkontrolle lässt sich einer Gewichtszunahme jedoch entgegenwirken.

Beschleunigt Insulin den Verlauf von Diabetes?

Pharmazeutisch hergestelltes Insulin verschlimmert die Erkrankung nicht. Im Gegenteil: Das Hormon hilft, den Blutzucker zu senken und Folgeerkrankungen zu reduzieren. Darüber hinaus kann die Zugabe von Insulinpräparaten die Bauchspeicheldrüse schonen und damit die Produktion von körpereigenem Insulin länger aufrechterhalten.

Kann sich die Dosierung ändern?

Zu Beginn der Insulintherapie können Anpassungen nötig werden, bis du richtig eingestellt bist. Im Laufe der Zeit kann sich der Insulinbedarf ebenfalls ändern. Auch deshalb sind regelmäßige Kontrollbesuche bei dem behandelnden Arzt oder der Ärztin essenziell.

Wie gehe ich mit hohen Blutzuckerwerten um?

Für eine Überzuckerung, auch Hyperglykämie  genannt, sprechen unter anderem folgende Warnzeichen:  

  • häufiger Harndrang 
  • Durstgefühl 
  • Müdigkeit 
  • trockene Haut 
  • Sehstörungen 

 

Diese Symptome sind recht allgemein. Doch wenn sich die Zeichen mehren und länger andauern, ist es besser, diese ärztlich abzuklären und auch den Langzeitblutzuckerwert  kontrollieren zu lassen.

Was mache ich bei zu niedrigen Blutzuckerwerten?

Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine Hypoglykämie, einer Unterzuckerung, zum Beispiel eine zu hohe Menge Insulin oder zu wenige Kohlenhydrate. Typische Anzeichen sind unter anderem 

  • Blässe 
  • erweiterte Pupillen 
  • Heißhunger 
  • Schwindel 
  • Angstgefühle 

 

In diesem Falle ist es wichtig, schnell wirksame Kohlenhydrate wie Traubenzucker zuzuführen. Viele Menschen nehmen daher auch unterwegs immer etwas Traubenzucker oder Gummibärchen mit. Auch hier gilt: Wende dich bei Fragen an deinen Arzt oder deine Ärztin.

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