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Alte Mythen und moderne Lösungen: Diabetesbehandlung mit Insulin im Wandel der Zeit

Die Insulintherapie hat sich seit ihren Anfängen stark weiterentwickelt und ist wesentlich komfortabler geworden. Dennoch halten sich verschiedene Mythen und Vorurteile, mit denen wir hier aufräumen möchten.

In diesem Artikel informieren wir über die Insulintherapie bei Typ 2 Diabetes. Mehr Informationen zu Typ 1 Diabetes erhältst du hier.

Insulin bei Diabetes: Eine über 100-jährige Geschichte

Die Forschung arbeitet schon lange daran, die Stoffwechselerkrankung Diabetes besser zu verstehen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln. Ein Meilenstein in dieser langen Geschichte war die Einführung der Insulintherapie vor über 100 Jahren, deren Anwendung und Verbesserung seither kontinuierlich voranschreitet. Dank des technischen Fortschritts sind bereits zahlreiche Durchbrüche und Produktinnovationen gelungen. So auch bei der Weiterentwicklung von Insulinpräparaten. Pharmazeutisch hergestelltes Insulin kann bei der Behandlung von Typ 2 Diabetes zum Einsatz kommen, wenn es die individuellen Umstände erfordern. Ein großes Anliegen von Wissenschaftler:innen ist die Flexibilisierung der Insulintherapie, um die Lebensqualität zu steigern, die Umsetzung im Alltag zu erleichtern und das Erreichen der Therapieziele zu fördern.

Über diese Forschungsansätze und vieles mehr haben wir mit Dr. med. Marcel Kaiser, Facharzt für Innere Medizin, gesprochen. Der durch die Deutsche Gesellschaft für Diabetologie zertifizierte Diabetologe bringt 14 Jahre Praxiserfahrung in der Injektionstherapie bei Typ 2 Diabetes mit.

Dr. Kaiser erzählt, wie sich die Insulintherapie seit ihren Anfängen entwickelt hat.

„Dank des technischen Fortschritts sind bereits zahlreiche Durchbrüche und Produktinnovationen gelungen.“

-Dr. med. Marcel Kaiser

Wie hat sich die Insulintherapie im Laufe der Zeit verändert?

Die Fortschritte sind gigantisch. Früher waren die Möglichkeiten sehr begrenzt – und für Menschen mit Diabetes sehr einschränkend. Heute lässt sich die Insulintherapie viel besser mit eigenen Bedürfnissen, Lebensumständen und Gewohnheiten in Einklang bringen. Denn Menschen leben unterschiedlich, ernähren sich unterschiedlich, arbeiten unterschiedlich. All das findet heute Berücksichtigung – daher auch der Begriff „individualisierte Insulintherapie”.

Was hat sich konkret verbessert?

Die Insulinpräparate selbst, die Verabreichungsformen, die Gestaltungsmöglichkeiten der Therapie. Der ganzheitliche Blick auf die Erkrankung in Kombination mit neuer Technik hilft Menschen mit Diabetes, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und das Risiko für Folgeerkrankungen zu reduzieren.

Schauen wir uns das im Einzelnen an. Inwiefern haben sich Insulinpräparate entwickelt?

Allein, dass wir Insulin überhaupt pharmazeutisch herstellen können, ist eine tolle Sache. Seit den Anfängen der Insulintherapie vor 100 Jahren hat sich hier viel getan. Heute haben wir ein ganzes Portfolio an modernen Insulinarten mit unterschiedlichen Wirkeigenschaften. Wir wissen, welches Insulin wie wirkt und für wen sich was am besten eignet. So können behandelnde Ärzt:innen eine Therapie maßschneidern, die relativ komfortabel ist und individuelle Lebensumstände wie Ess- und Schlafgewohnheiten berücksichtigt.

Kommen wir zu den Verabreichungsformen von Insulin: Spritzen sind nicht die einzige Möglichkeit, richtig?

Genau, die Technik hat sich von der Spritze hin zum Insulinpen entwickelt. Der Insulinpen ist viel einfacher zu handhaben. Die Dosiervorrichtung macht das Aufziehen aus einem Fläschchen, wie es bei Spritzen üblich ist, überflüssig. Das ist ein wesentlicher Zugewinn an Komfort. Es gibt sogar halbautomatische Insulinpens für Menschen, die Angst vor Spritzen haben. Außerdem ist die Nadel moderner Pens viel feiner, weshalb der Einstich kaum zu spüren ist.

Apropos: Für die Kontrolle des Blutzuckers gibt es moderne Sensoren, die Glucose kontinuierlich im Gewebe messen – ohne Piks in den Finger. Das ist ebenfalls eine große technische Entwicklung der letzten Jahre.

Wie sieht es mit den Therapiemöglichkeiten aus?

Die Entwicklung unterschiedlicher Insulintherapien konzentriert sich nicht nur auf das Insulin selbst. Das im Rahmen einer Therapie verabreichte Insulin folgt dem natürlichen Vorbild des körpereigenen Insulins – dem einzigen Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt. Um das Risiko von Folgeerkrankungen bei Typ 2 Diabetes, etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall, zu minimieren, erweisen sich Kombinationstherapien jedoch als besonders effektiv. Diese Ansätze kombinieren Insulinpräparate mit modernen Wirkstoffen wie sogenannte GLP-1-Rezeptoragonisten oder SGLT-2-Inhibitoren, um eine umfassende Behandlung zu gewährleisten.

 

Wie ist das bei dir?

Hast du Ängste oder Sorgen vor einer Insulin-Behandlung?

Stimmen
Stimmen
Ja, davor habe ich Ängste und Sorgen.
Nein, da mache ich mir keine Sorgen.

Hast du Ängste oder Sorgen vor einer Insulin-Behandlung?

Diabetes Mythen im Check

Ob durch Gespräche im Bekanntenkreis, durch Filme oder Bücher: Falschinformationen verbreiten sich leicht. Dahinter steckt keine böse Absicht. Die Geschichten sind oft einfach nicht auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Doch sie bleiben in den Köpfen und schüren Ängste. Das kann den Behandlungserfolg beeinträchtigen – oder sogar dazu führen, dass Menschen die Symptome von Typ 2 Diabetes verdrängen und sich keinen ärztlichen Rat einholen.

Expert:innen wie Dr. med. Marcel Kaiser ist es deshalb sehr wichtig, über Diabetes und moderne Therapieformen aufzuklären. Denn unbehandelt kann die Stoffwechselstörung schwere Folgeerkrankungen begünstigen und die Lebenserwartung mindern. Die Zuckerbelastung im Blut zu senken, hat bei Typ 2 Diabetes oberste Priorität.

Welche Mythen begegnen Ihnen in Ihrem Praxisalltag am häufigsten? Und was tun Sie, um sie zu entkräftigen?

Um Insulin kreisen viele Mythen. Obwohl die Insulintherapie das Leben mit Diabetes erheblich verbessern kann, empfinden sie viele als eine Art Bestrafung. Ich höre auch oft Selbstvorwürfe. All das versuche ich mit leicht verständlichen Fakten und anschaulichen Beispielen zu entkräften. Mir ist wichtig, Patient:innen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu vermitteln. Sie können ihr Leben aktiv gestalten – mit Insulin als helfender Hand.

Ein typischer Mythos ist also: „Ich habe versagt, weil ich jetzt Insulin spritzen muss”?

Ja, viele Patient:innen glauben, sie hätten sich nicht genug angestrengt – auch wenn sie alles richtig gemacht haben. Aber wie auch bei anderen chronischen Erkrankungen, bringt Typ 2 Diabetes im Laufe der Zeit neue Herausforderungen mit sich. Wir werden nun einmal alle älter, und das beeinflusst den Verlauf der Krankheit. Deshalb bringt eine Therapie, die zehn Jahre lang gut funktioniert hat, irgendwann nicht mehr dieselben Erfolge. Dann braucht es weitere Unterstützung, zum Beispiel in Form von Insulin. Das ist ein dynamischer Prozess.

Was ist mit dem Mythos „Ich brauche Insulin, weil mein Diabetes schlimmer geworden ist”?

Auch das stimmt so nicht. Diabetes ist in jedem Stadium eine Erkrankung – sie wird nicht erst durch die Insulintherapie zu einer Erkrankung. Der Alterungsprozess ist nur einer von vielen Faktoren, die den Krankheitsverlauf beeinflussen. Dazu zählen die individuelle Veranlagung, die Qualität der Behandlung und der Langzeitblutzuckerwert. Wenn Änderungen des Lebensstils und Arzneimittel allein nicht mehr helfen, wird die Behandlung mit Insulinanaloga ergänzt. Wie bereits erwähnt, fallen die anderen Maßnahmen damit aber nicht einfach weg.

Ein weiterer Mythos lautet, „Insulin muss ein Leben lang gespritzt werden”. Stimmt das?

Nein. Bei Typ 2 Diabetes gilt: Wer sich mehr bewegt und sein Gewicht reduziert, kann unter Umständen irgendwann auch auf Insulin verzichten. Das Ziel einer Insulintherapie ist, die Zuckerbelastung im Blut dauerhaft zu senken. Wenn der Langzeitzucker nicht mehr so hoch ist, braucht es theoretisch auch kein zusätzliches Insulin mehr. Es entsteht keine Abhängigkeit von pharmazeutisch hergestelltem Insulin.

Was ist Ihre Antwort auf den Mythos „Mein normales Leben endet mit einer Insulintherapie”?

Natürlich bedeutet eine Insulintherapie eine Umstellung und erfordert den einen oder anderen Kompromiss. Aber: Unser Ziel ist es, die Insulintherapie an den jeweiligen Menschen anzupassen, nicht andersherum. Im Gespräch wird unseren Patient:innen dann relativ schnell klar: „Ich kann in den Urlaub fahren. Ich kann weiterhin im Schichtdienst arbeiten. Ich kann Sport treiben, samstags mit den Jungs zum Kegeln gehen.” Das gewohnte Leben lässt sich fortführen, mit Insulin.

Insulin steigert die Lebensqualität also sogar?

Hier ist es wichtig, die Wirkweise von Insulin zu verstehen. Die Zugabe von Insulin senkt den Blutzucker, und das hat viele positive Effekte. Wir hören immer wieder von Menschen, deren Blutzuckerwerte sehr hoch waren, dass sie sich mit Insulin viel fitter fühlen, seltener auf die Toilette gehen müssen, ihr allgemeines Wohlbefinden gestiegen ist. Manchmal ist die Lebensqualität sogar besser als vorher.

Wie sehen Sie die Zukunft der Insulintherapie?

Die Diabetesforschung arbeitet kontinuierlich daran, Menschen mit Diabetes noch weiter zu unterstützen. Ich finde das wunderbar und bin auch dafür, neue Therapien und Wirkstoffe auszuprobieren, wenn es für den oder die Patient:in sinnvoll ist. Aber Insulin wird bei der Behandlung von Typ 2 Diabetes relevant bleiben.

Was wäre Ihr Wunsch an die Forschung? Was würde Menschen mit Diabetes aus Ihrer Sicht am meisten helfen?

Herkömmliches Basalinsulin hat eine Wirkdauer von gut 24 Stunden und wird einmal täglich gespritzt. Wenn die Verabreichung seltener wäre, würde das Menschen mit Diabetes im Alltag noch mehr unterstützen und vieles erleichtern.

Was ich mir außerdem wünschen würde, wäre Insulin, das nur beim Anstieg des Blutzuckers freigesetzt wird, also eine Art Speicher im Körper bildet und nur spezifisch auf Glucose reagiert.

Ich könnte mir außerdem vorstellen, dass die Verabreichungsformen weiterentwickelt werden. Vielleicht gibt es Insulin eines Tages sogar in Tablettenform, daran wird schon lange geforscht.

Was möchten Sie Menschen, die womöglich bald eine Insulintherapie beginnen, mit auf den Weg geben?

Haben Sie Vertrauen! Dieser neue Schritt erfordert etwas Mut, aber er eröffnet viele Möglichkeiten. Insulin ist ein hocheffektives Mittel, um den Blutzucker zu senken und die Lebensqualität zu steigern. Die Anwendung ist viel einfacher, als Sie denken, und das Wichtigste: Sie sind nicht allein!

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Kaiser.

Frage 1 von 7

Teste dein Insulin-Wissen!

Was ist Insulin und was bewirkt es? Wie wird Insulin in der Therapie bei Typ 2 Diabetes eingesetzt?

Teste jetzt dein Insulin-Wissen in unserem Quiz.

Frage 1

Der Blutzucker ist der wichtigste Faktor, um zu kontrollieren, wie der Diabetes eingestellt ist.

Frage 2

Insulin ist ein körpereigenes Hormon, das die Zuckerbelastung im Blut senkt.

Frage 3

Insulinpräparate benötigen nur Menschen mit Typ 1 Diabetes.

Frage 4

Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Insulinausschüttung.

Frage 5

Basalinsulin zielt darauf ab, den Grundbedarf des Körpers an Insulin über einen längeren Zeitraum abzudecken.

Frage 6

Für jede Insulininjektion soll eine neue Nadel verwendet werden.

Frage 7

Mit Bolusinsulin wird der Grundbedarf des Körpers an Insulin abgedeckt.

Schade – aber macht nichts!

Auf unserer Website kannst du dich näher über Insulin informieren. Dann klappt es beim nächsten Mal ganz bestimmt. Auf unserer Insulin-Kategorie-Seite haben wir alle Informationen zusammengestellt.

Super gemacht!

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Der Blutzucker ist der wichtigste Faktor, um zu kontrollieren, wie der Diabetes eingestellt ist.

Um Folgeerkrankungen vorzubeugen, ist es wichtig, den Blutzuckerwert in den individuell mit dem Arzt oder der Ärztin festgelegten Zielbereich zu bringen.

Um Folgeerkrankungen vorzubeugen, ist es wichtig, den Blutzuckerwert in den individuell mit dem Arzt oder der Ärztin festgelegten Zielbereich zu bringen.

Insulin ist ein körpereigenes Hormon, das die Zuckerbelastung im Blut senkt.

Die Bauchspeicheldrüse produziert das Stoffwechselhormon Insulin und gibt dieses ins Blut ab. Durch Insulin kann der Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden, wodurch sich die Zuckerlast reduziert.

Die Bauchspeicheldrüse produziert das Stoffwechselhormon Insulin und gibt dieses ins Blut ab. Durch Insulin kann der Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen werden, wodurch sich die Zuckerlast reduziert.

Insulinpräparate benötigen nur Menschen mit Typ 1 Diabetes.

Insulinpräparate können auch von Menschen mit fortgeschrittenem Typ 2 Diabetes benötigt werden.

Insulinpräparate können auch von Menschen mit fortgeschrittenem Typ 2 Diabetes benötigt werden.

Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Insulinausschüttung.

Eine ausgewogene Ernährung mit Beachtung der Kohlenhydratzufuhr hat Einfluss auf den Insulinbedarf und die Insulinempfindlichkeit der Zellen.

Eine ausgewogene Ernährung mit Beachtung der Kohlenhydratzufuhr hat Einfluss auf den Insulinbedarf und die Insulinempfindlichkeit der Zellen.

Basalinsulin zielt darauf ab, den Grundbedarf des Körpers an Insulin über einen längeren Zeitraum abzudecken.

Basalinsulin ist lang wirksames Insulin und wird verabreicht, um einen möglichst konstanten Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten.

Basalinsulin ist lang wirksames Insulin und wird verabreicht, um einen möglichst konstanten Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten.

Für jede Insulininjektion soll eine neue Nadel verwendet werden.

Für jede Insulininjektion soll eine neue Nadel verwendet werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren und eine sichere Verabreichung zu gewährleisten.

Für jede Insulininjektion soll eine neue Nadel verwendet werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren und eine sichere Verabreichung zu gewährleisten.

Mit Bolusinsulin wird der Grundbedarf des Körpers an Insulin abgedeckt.

Bolusinsulin ist kurz wirksames Insulin, das in der Regel zu den Mahlzeiten verabreicht wird, um den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen zu kontrollieren.

Bolusinsulin ist kurz wirksames Insulin, das in der Regel zu den Mahlzeiten verabreicht wird, um den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen zu kontrollieren.

Mit Insulin besser leben: So meisterst du die Therapie.

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Du hast Fragen zur Insulintherapie bei Typ 2 Diabetes? Unser Leitfaden bietet dir praktisches Wissen und eine Checkliste zum Thema Insulin.

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