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Insulin spritzen: Wann ist der richtige Startzeitpunkt für die Insulintherapie bei Typ 2 Diabetes

Es gibt unterschiedliche Formen der Insulintherapien, und auch der richtige Startzeitpunkt kann variieren. Hier erfährst du, welche Anzeichen für die Behandlung mit Insulinpräparaten sprechen.

Wann Insulin zum Einsatz kommt – und wie es die Lebensqualität steigern kann

 

Manche nehmen Tabletten zur Behandlung ihres Diabetes, sind aber irgendwann nicht mehr gut eingestellt. Andere zeigen schon länger Anzeichen für Typ 2 Diabetes, zögern den Gang zum Arzt jedoch hinaus und starten dann direkt mit Insulin, wenn sie die Diagnose erhalten. Der Grund für eine Insulintherapie in diesen und anderen Fällen ist derselbe: Der Arzt oder die Ärztin verordnet die Behandlung mit Insulinpräparaten, wenn der Langzeitblutzuckerwert  HbA1c dauerhaft stark erhöht ist und andere blutzuckersenkende Medikamente  oder Lebensstilanpassungen allein nicht (mehr) reichen. 

Der erhöhte HbA1c äußert sich oft durch Begleiterkrankungen  oder körperliche Beschwerden wie z.B. Magenprobleme, trockene Haut  oder Abgeschlagenheit. Deshalb ist es wichtig, sich bei gesundheitlichen Veränderungen ärztlichen Rat einzuholen – auch wenn das manchmal Überwindung kostet. 

Dr. Med. Marcel Kaiser, Facharzt für Innere Medizin und anerkannter Diabetologe, weiß um die Sorgen vieler Menschen mit Diabetes. Diese beruhen jedoch meist auf mangelnden Informationen oder alten Mythen rund um die Insulintherapie. Tatsächlich kann die Behandlung mit Insulinpräparaten die Lebensqualität verbessern, eben weil der Zuckergehalt im Blut dauerhaft sinkt und Begleiterscheinungen abnehmen oder sogar gänzlich verschwinden.

Porträt von Dr. Kaiser

„Anfangs haben Patient:innen oft Ängste. Viele befürchten, ihr Diabetes habe sich verschlechtert, weil eine Insulintherapie nötig wird. Das ist jedoch ein Mythos. Wir müssen die Behandlung lediglich anpassen, damit sie die individuellen Bedürfnisse des oder der Patient:in berücksichtigt.”

-Dr. med. Marcel Kaiser, Facharzt für Innere Medizin, zertifizierter Diabetologe

Die Insulinwirkung einfach erklärt

 

Die Zugabe von Insulinpräparaten ist also ein effektives Mittel, den Langzeitblutzuckerwert zu senken. Doch wie funktioniert das eigentlich?  Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Blutzucker reguliert. Bei Typ 2 Diabetes verliert das körpereigene Insulin allmählich seine Wirkung, es entsteht eine Insulinresistenz. Mit Fortschreiten der Erkrankung produziert die Bauchspeicheldrüse immer weniger Insulin und der Blutzucker steigt. Wenn andere blutzuckersenkende Medikamente und Maßnahmen nicht ausreichen, kommen pharmazeutisch hergestellte Insulinpräparate zum Einsatz. 

Sinkt durch die Insulintherapie der Blutzucker, lässt sich nicht nur die Wahrscheinlichkeit für Folgeerkrankungen  wie Herz- und Gefäßkrankheiten oder Nervenschäden reduzieren. Auch das allgemeine Wohlbefinden kann steigen – selbst wenn der Start mit Insulin nicht immer leichtfällt und er neue Routinen erfordert. Doch genau wie andere Routinen wird auch die Zugabe von Insulin mit der Zeit zur festen Gewohnheit.

Wann es Zeit ist mit der Insulintherapie zu starten

 

Wichtigstes Kriterium für die Entscheidung ist ein erhöhter Langzeitblutzuckerwert. Dieser kann sich auf unterschiedliche Weise äußern, zum Beispiel durch:  

  • Müdigkeit, geschwächte Immunabwehr oder Nervenschmerzen  
  • erste Anzeichen von Folge- oder Begleiterkrankungen wie einer Nierenschädigung oder Sehverschlechterung 
  • Auffälligkeiten im Urin, insbesondere gleichzeitig erhöhte Azeton- und Harnzuckerwerte 

 

All das können Hinweise darauf sein, dass andere Antidiabetika und Lebensstiländerungen nicht oder nicht mehr zum gewünschten Ziel führen. Expert:innen wie Dr. Kaiser betonen, dass die Indikation für eine Insulintherapie kein Zeichen für persönliches Versagen ist. „Der Körper verändert sich im Laufe der Zeit, und das kann irgendwann zu einer schlechten Diabeteseinstellung führen”,  erklärt der Diabetologe.  

Manchmal ist ein früher Start sinnvoll, um die Bauchspeicheldrüse zu schonen. In anderen Fällen lässt sich der Start mit Insulin auch hinauszögern, selbst wenn die Empfehlung bereits vorliegt – zum Beispiel mithilfe drastischer Änderungen des Lebensstils. Deshalb ergänzt Dr. Kaiser: „Es ist wichtig, dass wir Ärzte gemeinsam mit unseren Patient:innen den individuell besten Zeitraum und die für sie passende Behandlung herausfinden.”

Insulin: Start in ein neues Leben

 

So individuell der Startzeitpunkt und die Therapie auch sind – die Zugabe von Insulin bei Typ 2 Diabetes erfordert für jeden Menschen ein paar Anpassungen und ist meist eine ergänzende Maßnahme. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und andere blutzuckersenkende Medikamente gehören oftmals zur Behandlung. Denn Sport kann die Insulinwirkung sogar verstärken und Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen und komplexen Kohlenhydraten verhindern, dass der Blutzucker zu schnell ansteigt. Es ist also die Kombination aus verschiedenen Maßnahmen, mit denen sich die Lebensqualität wieder verbessern lässt. 

Falls auch du demnächst eine Insulintherapie startest, hast du wahrscheinlich viele Fragen und möglicherweise auch ein paar Bedenken. Erste Antworten und hilfreiche Tipps findest du in unserem Ratgeber „Mit Insulin besser leben – So meisterst du die Therapie“, den du hier herunterladen kannst.

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